„Manon Lescaut“, eine Erzählung von Abbé Prévost, war ein großer Publikumserfolg. Mehrere Komponisten sahen in dem Stoff Potenzial fürs Musiktheater, darunter Daniel-François-Esprit Auber und Jules Massenet. Giacomo Puccini wollte da nicht zurückstehen und schuf eine Oper, mit deren Turiner Uraufführung er 1893 den internationalen Durchbruch schaffte. Manon ist eine junge Frau, die sich nicht zwischen ihrer großen Liebe und einem Leben in Luxus entscheiden kann. Der Mann, der sie über alles liebt, begleitet sie am Schluss sogar, als sie nach Amerika straf-deportiert wird, kann aber Manons schrecklichen Tod nicht verhindern. Eine tragische Geschichte, die bei Puccini aber auch komödiantische Stellen habe, wie Regisseurin Katharina Thoma im Gespräch mit Philipp Feige erklärt. Sie hat das Geschehen ins Heute verlegt, sehe sehr viel Modernes daran, unter anderem das Element der Globalisierung, das sich in der Oper durch die vielen Reisen, das Hin- und Hergeschobenwerden der Hauptfigur, zeige. Manon sei außerdem fixiert darauf, dass sie schön sei und bewundert werde. „Ich sehe eine Analogie zu vielen jungen Mädchen und Frauen heutzutage, die mit der zunehmenden Bedeutung der sozialen Medien sich darauf reduzieren lassen: Wie sieht man aus?“, so die Regisseurin. Das Regiekonzept gehe erst im zweiten Teil des Abends auf, findet die Mitteldeutsche Zeitung. Die neue musikzeitung berichtet: „Der verstärkte und von Sebastian Kennerknecht einstudierte Chor ist auch mit schauspielerischem Feuereifer bei der Sache.“ Und: „Im Graben langt der GMD der Anhaltischen Philharmonie Dessau Markus L. Frank kräftig zu, liefert die volle Puccini-Dröhnung, ohne Scheu vorm cineastischen Breitbandklang.“ Das Foto (Claudia Heysel) zeigt David Ameln als Ballettmeister, Iordanka Derilova als Manon Lescaut sowie den Opern- und Extrachor des Anhaltischen Theaters Dessau.