Regiseurin Ilaria Lanzino hat sich an der Nürnberger Staatsoper an eine Deutung von Donizettis Oper gewagt, die gut hätte schiefgehen können. Aus Lucia wird die Hosenrolle „Luca“, aus Lucia und Edgardo ein schwules Paar. Der ungeliebte Bräutigam Arturo ist in Nürnberg eine Emilia. Und auch ins Geschehen greift die Regisseurin ein, indem sie Emilia am Leben lässt; Edgardo wiederum wird erstochen, anstatt, wie Librettist Salvadore Cammarano es vorgesehen hat, sich selbst zu töten. Und abgefangene Briefe werden durch ein geklautes Smartphone und fake messages an Luca ersetzte. Die Kritiker sind sich ziemlich einig darüber, dass das Konzept von Lanzino komplett aufgeht und überzeugt. „Diese Romeo-und Julius-Variante funktionierte klar und plausibel“, findet die neue musikzeitung (nmz). „Ilaria Lanzino skizziert überzeugend das Porträt einer Gesellschaft, die allem, was sie als fremd und damit als sie gefährdend empfindet, die Luft abdrücken will“, schreibt die Nürnberger Zeitung. „Donizettis populärste Oper als Geschichte über ein schwules Outing? Das geht tatsächlich auf: Ilaria Lanzino beweist das in Nürnberg mit einer bestechenden Inszenierung“, kommentiert der Merkur. Und im BR hören wir: „Eindrucksvoll, wie gut dieses Konzept zu Donizetti passt, wie perfekt es umgesetzt ist, wie beklemmend die eigentlich absurde Romanze dadurch wird.“ Auch musikalisch gelingt der Abend. Ensemblemitglied Andromahi Raptis überzeugt in der Titel(hosen)rolle. In den Nürnberger Nachrichten ist zu lesen: „Jan Croonenbroeck gelingt am Pult der Staatsphilharmonie ein vielversprechender Einstand als neuer Erster Kapellmeister.“ Und die nmz berichtet: „Der stimm- und spielprächtige Chor (direktiert von Tarmo Vaask) betreibt Sektkelch-Missbrauch wie in einer von Froststarre befallenen Operette. Foto: Ludwig Olah