1978 wurde Ariberts Reimann in München uraufgeführt und ist seitdem eine der wenigen zeitgenössischen Opern, die es ins Repertoire geschafft haben – trotz enormer künstlerischer Herausforderungen. An der Staatsoper in Hannover führte Joe Hill-Gibbins Regie. „An der Staatsoper Hannover werden in Aribert Reimanns ‚Lear‘ dank der bahnbrechenden Inszenierung von Joe Hill-Gibbins und der dafür nötigen Spitzenbesetzung neue Maßstäbe gesetzt im Ausdeuten von Werken der Avantgarde“, schreibt concerti. Der Regisseur selbst erklärt im Programmheft, warum er die Oper noch lieber als das Shakespearesche Schauspiel inszeniert: „Durch die Musik wird die psychologische Innenwelt der Figuren in Lear greifbarer, vor allem der Schmerz, den die Figuren in unterschiedlichem Maß erleben, und die Verrücktheit. (…) Das Publikum soll diese Reise hin zur totalen Zerstörung in Gegenwart des riesigen Orchesters, dieses massiven Klangkörpers, selbst durchmachen, anhand der Figuren, ihren extremen Emotionslagen und Leiden.“ Auf der Bühne mehr als 300 Pappkartons, die auch an eine zerbombte Stadt erinnern sollen, so Hill-Gibbins. Musikalisch überzeugen große Stimmen, aber auch der Chor. „Ohne Fehl absolvierte der von Johannes Berndt und Lorenzo Da Rio einstudierte Herrenchor die kurzen Chorszenen klangvoll ausgeglichen“, urteilt der Opernfreund. Und im Online-Merker lesen wir: „Der Herrenchor der Staatsoper komplettiert die musikalische Seite ebenfalls tadellos.“ Das Foto (Sandra Then) zeigt Michael Kupfer-Radecky als König Lear, Frank Schneiders als Graf von Gloster, Nico Holonics als Narr, Nils Wanderer als Edgar und den Herrenchor der Niedersächsischen Staatsoper.