"La Juive" an der Münchner Staatsoper

„Was ist das für eine Gesellschaft, die erst zur Katharsis gelangen kann, wenn ein Sündenbock gefunden und getötet wird?“, fragt die Bayerische Staatsoper anlässlich der Premiere von Fromental Halévys Oper. „An den Juden sind wir gerächt!“ schreit das Volk am Ende dieser Oper: Rachel wächst als Tochter des jüdischen Goldschmieds Éléazar auf, ist aber eigentlich, was außer dem Ziehvater niemand weiß, die Tochter des Kardinals Brogni. Darum herum entwickelt sich eine unglückliche Liebesgeschichte, vor allem aber eine Geschichte von der Unvereinbarkeit der Religionen, die im Unglück endet. Im 19. Jahrhundert viel gespielt, verschwand die Oper mit der Nazi-Herrschaft von deutschen Spielplänen und wird erst in den letzten Jahren an einigen Häusern wiederentdeckt. Regie-Enfant-Terrible Calixto Bieito gab sich laut BR-Klassik „überraschend zahm“. Bieito gehe „dem szenischen Pomp der Grand Opéra nicht auf den Leim“, lesen wir in der Abendzeitung. Und: „Bieito inszeniert diesmal nicht wie Bieito. Er lässt die Monstrosität der Handlung in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit stehen.“ Die Stuttgarter Nachrichten berichten: „De Billy dirigierte die live im Internet übertragene Premierenvorstellung mit Umsicht.“ Und noch einmal BR Klassik: „Dirigent Bertrand de Billy steuert Chor und Staatsorchester mit Esprit und packender Emphase.“ Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Aleksandra Kurzak (Rachel), Ain Anger (Le Cardinal Jean-François de Brogni), Roberto Alagna (Eléazar) und den Chor der Bayerischen Staatsoper.

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