"La clemenza di Tito" in Mainz

Menschen im Business-Outfit und Konferenz-Design: So zeigt Regisseurin Katrin Sedlbauer die Figuren in Mozarts letzter Oper am Theater Mainz. Man kann durchaus Bezüge zur aktuellen deutschen wie Welt-Politik herauslesen, geht es doch um Macht und um die Frage, wie man „richtig“ herrscht. Tito jedenfalls, die Titelfigur, verzeiht seiner Umgebung Intrigen und Verrat und lässt Gnade vor Recht ergehen. Ob das die „richtige“ Art des Herrschens ist, bleibt offen. Er genieße, dass diese Figur so viele Facetten habe, erklärt Stefan Ebel, der Titus-Darsteller, im SWR-Interview. „So ganz glücklich wird man mit dieser Inszenierung nicht, denn allzu vieles ist austauschbar“, schreibt die Frankfurter Rundschau. Anders die Frankfurter Neue Presse (FNP): „Die junge Regisseurin Katrin Sedlbauer erzeugt in Mozarts leicht angestaubter Seria ‚La clemenza di Tito‘ einen mitreißenden Sog, der forensische Detailgenauigkeit vorangeht.“ Über die musikalische Leistung herrscht mehr Einigkeit: „Es ist also an der Musik, Klischees zu durchbrechen... Der Dirigent Samuel Hogarth kommt da am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters (und am Hammerflügel) erfreulich weit“, so die Allgemeine Zeitung, und: „Unbedingt hörenswert sind auch die Sängerdarsteller.“ Und die FNP: „Aus dem Orchestergraben dringt (…) ein federnder, passionierter Mozart, den Samuel Hogarth bis in Klarinetten- und Bassetthorn-Soli meisterhaft evoziert.“ Die Frankfurter Rundschau berichtet: „Sehr kompakt und auf den Punkt auch der Chor, der sich beim Schlussapplaus bei der Regisseurin mit einem Blumenstrauß bedankte, eine seltene Geste.“ Das Foto (Andreas Etter) zeigt Stefan Ebel in der Titelrolle.

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