"La clemenza di Tito" in Gießen

„Will mich die Welt eines Fehlers beschuldigen, so bezichtige sie mich des Mitleids, nicht der Strenge.“ Das ist die Grundhaltung des Kaisers Titus, der er auch treu bleibt, als er erfährt, dass sein bester Freund Sesto einen Mordanschlag auf ihn versucht (allerdings verfehlt) hat. Er verzeiht ihm ebenso wie der Anstifterin des Komplotts, Vitellia. Das Theater Gießen setzt der Stückbeschreibung ein Zitat von Karl Popper voran, das gut zur Figur des Titus, aber auch gut in unsere Zeit passt: „Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Regisseurin Helena Röhr schafft auf der Gießener Bühne ein „Dallas“-Szenario, von dem der Rezensent des Gießener Anzeigers findet, dass es passt: „Das Experiment funktioniert, weil es bei Mozart wie bei ‚Dallas‘ um Liebe, Eifersucht, Verrat, Rache und sexuelle Hörigkeit geht.“ Er berichtet auch von „Vladimir Yaskorskis einfühlsamen Dirigat“ und: „In geschickter Balance zwischen Spannung und Entspannung versteht es Yaskorski (…), die Gesangsdarsteller und den Chor (Einstudierung: Jan Hoffmann) ins rechte Licht zu rücken.“ Auch in der Gießener Allgemeine lesen wir: „Der Chor klingt kraftvoll und stahlig.“ Das Publikum dankte mit viel Applaus. Foto: Christian Schuller

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