Reynaldo Hahn, 1874 in Venezuela geboren, wurde in sehr jungem Alter Schüler von Jules Massenet in Paris. Seine letzte Oper, „Der Kaufmann von Venedig“, eng angelehnt an die Shakespearsche Originalversion, wurde 1935 uraufgeführt. Hahn war selbst Sohn eines Juden und einer Katholikin; er greift die Geschichte der Kaufleute Shylock und Antonio auf, die sich bekriegen und in einen höchst fragwürdigen Geldverleih-Prozess einsteigen. Das Theater Bielefeld hat Hahns Oper nun ausgegraben und für die Deutsche Erstaufführung gesorgt. Als „kurzweilig-rasanten und optisch-opulenten Parforceritt durch die verschiedensten Unterhaltungsgenres“ bezeichnet das Westfalen-Blatt das Werk, nicht von ungefähr, ist Hahn heute doch eher als Komponist von Unterhaltungsmusik bekannt. Regisseur Klaus Hemmerle lässt zur Ouvertüre erst einmal die „Reise nach Jerusalem“ spielen. Seine „verdienstvolle Inszenierung ist von ritueller Strenge; sie vertraut der Musik und vermeidet Klamauk, ein würdevoller Versuch, mit der Quadratur des Kreises umzugehen, um das plausibel zu machen, was nicht plausibel zu machen ist“, so schreibt es die Neue Westfälische. Zeitlich macht er eine Tour durch die Jahrhunderte, beginnt im 17. Jahrhunderte, um schließlich im Börsen-Ambiente anzukommen. „Die Bielefelder Philharmoniker unter Pawel Poplawski changieren präzise zwischen Drama und Operette“, berichtet die FAZ. „Gesungen wird in Bielefeld ganz ausgezeichnet“, schreibt die Deutsche Bühne und: „Auch die kleineren Partien sind bestens besetzt, Hagen Enkes Chöre stimmlich gut disponiert.“ Das Foto (Bettina Stöß) zeigt Mark Adler als Gratiano, Nohad Becker als Nérissa, Sarah Kuffner als Portia, Lianghua Wong als Prinz von Aragon und Damen des Opernchors.