"Jerusalem" in Freiburg

Giuseppe Verdis Oper „Jerusalem“ kam erst zum zweiten Mal auf eine deutsche Bühne. Nach Bonn hat nun Freiburg sich des weniger bekannten Werks angenommen. Politischer Kampf um die Vorherrschaft der Religionen auf der einen Seite – Familienzwist und Intrigen andererseits. Calixto Bieito hat in Freiburg den Schwerpunkt auf die familiären Auseinandersetzungen gelegt und den (eigentlich brandaktuellen) Kampf der Religionen beiseite gelassen. „Es ist weniger der Terrorismus, der mir Sorge macht, sondern der Fanatismus in unserem Alltagsleben“, hatte Bieito im Interview mit der Badischen Zeitung erklärt. „Bieito verlegt den Konflikt ins Innere der Kreuzfahrer und führt eine äusserst brutale Familiengeschichte vor“ berichtet auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Und: „All dies zeigt der Regisseur stringent und erzeugt damit eine zunehmende Spannung, die am Schluss fast nicht mehr auszuhalten ist.“ Nicht alle Kritiker beurteilen die Regie-Arbeit so positiv. Die Inszenierung sei „seltsam statisch“ und verheddere sich im Detail, meint der Südkurier. Aber: „Was den Abend rettet, sind die vorzüglichen Stimmen.“ Das sieht auch die NZZ so: „Musikalisch beeindruckt die Freiburger Produktion ohne Wenn und Aber. Der Dirigent Fabrice Bollon baut die Chornummern (Opern- und Extrachor des Theaters Freiburg) als dramatische Höhepunkte auf und bestätigt auch musikalisch, dass die Masse der eigentliche Handlungsträger ist.“ Das Foto (Rainer Muranyi) zeigt Jin Seok Lee als Roger und den Chor.

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