"Dialogues des Carmélites" in Braunschweig

Francis Poulencs Oper basiert auf dem gleichnamigen Drama von Georges Bernanos, der sich wiederum an der Novelle „Die Letzte am Schafott“ von Gertrud von Le Fort orientierte. Erzählt wird – nach wahren Begebenheiten – die Geschichte der jungen Blanche, die in ein Kloster eintritt und hier die französische Revolution erlebt. Alle Nonnen werden festgenommen und zum Schafott geführt. Blanche, die zunächst fliehen konnte, folgt ihren Ordensschwestern freiwillig in den Tod. Poulenc hat mit diesem Werk eine der bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts geschrieben. „Am Schicksal der Karmelitinnen wird deutlich, wie schnell vermeintlich gefestigte Gesellschaften in gewaltgetriebene Systeme umschlagen können“, schreibt das Theater Braunschweig anlässlich der Premiere und weist damit auf die Aktualität des Stoffs hin. Regisseur Paul-Georg Dittrich lässt die Oper in der Zeit der Revolution beginnen, in der Gegenwart enden – im Reichstag der Bundesrepublik mit dem Bundesadler im Hintergrund. Zwischen den einzelnen Szenen werden Videos gezeigt. „In der Personenregie gelingt es Dittrich sehr gut, die Emanzipation Blanches von der naiven Adelstochter über die Schwester von der Todesangst Christi zur selbstbewussten Märtyrerin zu zeigen“, schreibt die Braunschweiger Zeitung. „In Braunschweig ist dem Regieteam um Paul-Georg Dittrich eine packende, trotz manch unverständlicher Aktionen letztlich insgesamt schlüssige Inszenierung gelungen“, berichtet der Opernfreund. Und: „Die wenigen Chöre wie das schöne ‚Ave Maria‘ der Nonnen im zweiten Akt und der Schlusschor klangen gut ausgewogen (Einstudierung des Chors und der Damen des Extrachors durch die neue Chordirektorin Johanna Motter).“ Noch einmal die Braunschweiger Zeitung: „Alexander Sinan Binder hat mit dem Staatsorchester überzeugend das impressionistisch-französische Klangidiom erarbeitet.“ Und Radio Okerwelle bilanziert: „Betroffenes Schweigen. Dann kräftiger Beifall. Mit diesem Opern-Solitair der besonderen Art von Francis Poulenc ist dem Staatstheater Braunschweig ein beachtlicher Wurf gelungen.“ Das Foto (Thomas M. Jauk/Stage Picture) zeigt Victoria Leshkevich als Blanche und das Ensemble.

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