"Babylon" an der Berliner Staatsoper

Im Jahr 2002 wurde Jörg Widmanns Oper „Babylon“ nach einem Text von Peter Sloterdijk an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. Nun hat der Komponist sein Werk für die Premiere an der Staatsoper Unter den Linden neu bearbeitet. „Bei dieser revidierten Fassung von ‚Babylon‘ wollte ich nicht nur streichen, sondern auch neue Zusammenhänge und Übergänge schaffen“, erklärt Jörg Widmann im Staatsopern-Blog. Zu den Kürzungen kommen neu komponierte Teile. Es geht um die Grenzen der Sprache, um die „babylonische Sprachverwirrung“, um ein Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft. Der jüdische Junge Tammu ist auf der Suche nach seiner Identität, fühlt sich nicht zugehörig, verlässt seine Getreue, die Seele, um sich Innana, Verkörperung der freien Liebe, zuzuwenden. Von den Babyloniern wird er geopfert, von der Geliebten aber aus dem Tod zurückgeholt ins Leben. „Ja, es gibt sie noch, die zeitgenössische Vollblutoper, die Herzblut verströmt und sich die Seele aus dem Leib schreit. Jörg Widmanns ‚Babylon‘ ist so ein Werk, das einen packt und schüttelt“, schreibt die Berliner Morgenpost. Regie führte Andreas Kriegenburg. Der Tagesspiegel schreibt: „Kriegenburg und Harald Thor haben ein beeindruckendes Bühnenbild geschaffen, ein von verschiedenen Kulturen besetztes, verfallendes Hochhaus, dessen Etagen auf und nieder fahren.“ Für Daniel Barenboim sprang am Pult Christopher Ward ein, der für sein Dirigat viel Lob erntet. Die Morgenpost: „Er hält die Zügel schwungvoll in der Hand, entlockt dem Orchester die erstaunlichsten Farben.“ Und der Tagesspiegel findet: „Bei Christopher Ward (…) ist diese Partitur in den besten Händen; die Staatskapelle und auch der vielfältig aufgefächerte Staatsopernchor zeigen eine schlicht beeindruckende Leistung.“ Das Foto (Arno Declair) zeigt John Tomlinson als Priesterkönig und das Ensemble.

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