Im Gegensatz zu anderen Opern von Leoš Janáček wird „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ selten gespielt. An der Berliner Staatsoper inszenierte jetzt Robert Carsen; die musikalische Leitung übernahm Sir Simon Rattle, der sich im Interview begeistert von Janáčeks Musik und von diesem Werk zeigt. Herr Brouček, ein Hausvermieter der eher spießigen Art, träumt sich in seiner Stammkneipe, bereits etwas angetrunken, weit weg. Seine Wünsche werden wahr: Zunächst reist er auf den Mond, dann ins mittelalterliche Prag des 15. Jahrhunderts, wo er gemeinsam mit den Hussiten gegen den deutschen Kaiser Sigismund in die Schlacht ziehen soll. Robert Carsen verlegt das Geschehen allerdings in die 1968er/69er-Jahre. Im Programmheft-Interview erklärt er: „Für mich und den Bühnenbildner Radu Boruzescu war es wichtig, dass beide fantastischen Ausflüge, die Broučeks betrunkener Verstand heraufbeschwört (…), in irgendeiner Weise mit realen, historischen Ereignissen in Verbindung stehen sollten.“ In diesem Fall also die erste Mondlandung und die Ereignisse in Prag im Jahr 1968. „Carsen ist ein Meister kristalliner, momenthafter, humoristischer Symbolblitze“, schreibt die Berliner Morgenpost. „Robert Carsen gelingt in Berlin eine starke Aktualisierung“, findet die FAZ. Und der rbb kommentiert: „Phantastisch der Chor in verrücktesten Kostümen und immer auf den Punkt. Die Stärke hier war insgesamt die Ensembleleistung.“ Das Foto (Arno Declair) zeigt Peter Hoare und den Chor.