Das Kieler Theater hat eine Opernrarität der Barockzeit, uraufgeführt 1675 in Venedig, wiederentdeckt im Rahmen der Schwetzinger Festspiele im Jahr 2000, auf die Bühne gebracht. Giovanni Legrenzi, heute weitgehend unbekannt, schrieb die Musik auf ein Libretto von Giulio Cesare Corradi. Beide nehmen die römische Götterwelt gehörig auf die Schippe, im Olymp geht es drunter und drüber, denn Venus, die Liebesgöttin, verdreht den männlichen Göttern den Kopf und zieht damit naturgemäß den Zorn von Götermutter Juno auf sich. Regisseur Ulrich Waller, Leiter des Hamburger St. Pauli-Theaters, inszeniert zum ersten Mal eine Oper und verlegt das Geschehen ins Mafia-Ambiente. Das tut er mit viel Erfolg, der Beifall des Publikums ist ihm ebenso sicher wie der der Kritiker. „Waller haucht den Figuren aus der römischen Mythologie Leben ein, schärft ihre Charakterzüge als Mitglieder einer Mafia-Famiglia und kitzelt aus den großartigen Kieler Sängern auch darstellerische Höchstleistungen“, schreibt die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung. Mit dabei ist auch das Kieler Ballett. Choreografin Kim Duddy vergrößere „mit neun biegsamen Körpern des Kieler Balletts immer wieder anschaulich und hochdynamisch allzumenschliche Leidenschaftsanfälle“, so die Kieler Nachrichten, die im Anschluss von einem „Sängerfest“ berichten. Die Welt schwärmt von „durchweg exzellenten Solisten“, und das Hamburger Abendblatt meint: „Das Herz der Produktion (…) schlägt im Graben. Der römische Originalklangspezialist Alessandro Quarta eskortiert die Beteiligten präzise und kenntnisreich durchs Geschehen.“ „Eine tolle Aufführung, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurde“, bilanziert die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung. Das Foto (Olaf Struck) zeigt Karola Sophia Schmid als Amor, Isabella Lee als Diana und das Ballett Kiel.