"1984" in Regensburg

Das ist nichts für schwache Nerven. „Hate“ ist das erste Wort, das der Chor zu Beginn dieser Oper von Lorin Maazel mehr zischt als singt. Das Libretto beruht auf dem berühmten dystopischen Roman von George Orwell, den dieser kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs schrieb. 2005 wurde Maazels Oper am Royal Opera House in London uraufgeführt, in Mailand und Valencia nachgespielt und nun von Regensburg Intendanten Sebastian Ritschel am Stadttheater Regensburg inszeniert. Das Volk von Ozeanien wird diktatorisch von „Big Brother“ und seinen Schergen regiert und einer andauernden Gehirnwäsche unterzogen. Parteifunktionär Winston Smith lehnt sich dagegen auf, begegnet in Julia einer gleichgesinnten und beginnt mit ihr eine Liebesbeziehung. Doch um die beiden herum ist nichts als Verrat. Sie werden verhaftet, gefoltert (eindringlich drastisch dargestellt), ihr Widerstand schließlich gebrochen. Ein Happy End gibt es nicht. Die Musik erzählt die Geschichte überzeugend nach und mit. Vertretern einer „reinen Lehre“ mag sie zu wenig atonal, zu wenig „Avantgarde“ sein. Der Münchner Merkur berichtet von einer „intelligenten und sehr adäquaten Realisierung des Stücks. Und dies auch noch in hervorragender Besetzung.“ Und: „Opernchor und Cantemus Chor werfen sich mit großem Einsatz ins Stück.“ „Insgesamt eine fulminante Geisterbahnfahrt auf dem Rummelplatz der Wahrheiten“, kommentiert der Bayerische Rundfunk – denn „Wahrheiten“ lautet das Spielzeitmotto. „Das Philharmonische Orchester Regensburg ist seinen komplexen Aufgaben hier erstaunlich gut gewachsen“, lesen wir in der SZ. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert und applaudierte lang und laut. Foto: Marie Liebig

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