Herausfordernde Zeiten am Mainfranken Theater mit Daniel Morgenroth

Seit der Gründung im Jahre 1804 durch Julius Reichsgraf von Soden halten die Würzburger ihrem Stadttheater unverbrüchlich die Treue. Trotz vieler Turbulenzen, politischer Umwälzungen und unzähliger Sparmaßnahmen wurde es nie geschlossen, sieht man vom Zweiten Weltkrieg ab. In personeller Hinsicht gingen dagegen in den letzten Jahren einige das Haus prägende Kapitel zu Ende.

Rückkehr ins Frankenland

Jetzt stellte sich Daniel Morgenroth, ab der Spielzeit 2026/27 neuer Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg, im Neuen Haus der Presse und anschließend der Belegschaft vor. Der 40-jährige promovierte Theatermacher ist seit 2021 Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters in Görlitz und Zittau. Der gebürtige Coburger hätte sich dort durchaus eine Fortsetzung seiner erfolgreichen Arbeit vorstellen können, doch jetzt stehen die Zeichen auf Rückkehr ins Frankenland, wo er sechs Jahre lang Englische Literatur und Kulturwissenschaften an der Universität Würzburg unterrichtete.

Kooperativer Führungsstil

Sein Führungsstil sei teamorientiert, denn, so Morgentroth, ein kreativer Pool sei besser als ein einzelner Kopf. Dennoch will Morgenroth am Intendanten-Modell als zentrale Entscheidungsinstanz festhalten. Ein nicht immer unumstrittenes Modell, das bei seinem Vorgänger Markus Trabusch wegen dessen Mitarbeiterführung maßgeblich zur Auflösung des bis 2026 laufenden Vertrags zum 31.12. 2024 beitrug. Künstlerische Aspekte spielten dabei keine Rolle. Der designierte Intendant sagte zu, sich eng mit dem derzeitigen Interims-Intendanten Georg Rootering auszutauschen, der seinerseits angesichts fertiger Planungen für die kommende Spielzeit naturgemäß nur sehr eingeschränkt eine eigene künstlerische Handschrift einbringen kann. Mit kleinen und großen Formaten und Ausweichquartieren in der Stadt will Morgenroth die Übergangszeit bis zur Eröffnung des Hauptgebäudes nutzen.

Reicht eine Amtszeit?

Diese Frist bis zu endgültigen Fertigstellung des künftigen Staatstheaters sieht der künftige Intendant als Chance, sich intensiv mit der Stadt zu verbinden. Wenn es allerdings wie bisher weitergeht, wird er womöglich eine zweite Amtszeit brauchen. Zur Erinnerung: Im Juli 2020 waren die Scheinwerfer im Großen Haus bei einer Abschiedsvorstellung voller Wehmut schon abgebaut. Für wenige Jahre sollte dann die Theaterfabrik Blaue Halle in der Würzburger Dürrbachau als Ausweichquartier und künstlerisches Zentrum des Mainfranken Theaters für die großen Formate und Produktionen mit Orchester dienen. Doch mit einem Abschluss der Gesamtsanierung und der Modernisierung des Großen Hauses und des Bestandsgebäudes ist frühestens Ende 2029 zu rechnen. Die Baumaßnahmen hatten im Frühjahr 2018 begonnen. 

Viel Herzblut

Positiv stimmt die Theaterfreunde, mit wie viel Herzblut sich die Ensembles und Teams hinter der Bühne in den letzten Jahren allen Widrigkeiten zum Trotz einbrachten, sodass aus den vermeintlichen Notbehelfen einige künstlerische Höhepunkte wurden. Improvisation kann neue künstlerische Wege eröffnen – sei es durch unkonventionelle Bühnentechnik, experimentelle Inszenierungen oder eine direktere Verbindung zum Publikum.

Mitten in der Stadt wieder angekommen ist das Theater seit der „nur“ um dreieinhalb Jahren verspäteten Eröffnung des Theaterneubaus im Dezember 2023. Der Theater-Kopfbau mit Stadtbalkon ist ein architektonischer Hingucker, in dem das Kleine Haus mit rund 330 Plätzen der Sparte Schauspiel als Hauptbühne dient, zusätzlich eine Probebühne mit 125 Plätzen nutzbar ist und die Ballettcompagnie ihren eigenen Probenraum hat. Das Philharmonische Orchester präsentiert seine Sinfoniekonzerte weiterhin in der Hochschule für Musik.

Daniel Morgenroth stellte dann noch unter Beweis, wie sehr er mit der Geschichte seiner künftigen Wirkungsstätte vertraut ist. Aus Görlitz sei schon einmal ein Intendant nach Würzburg gekommen. Tatsächlich kam Regisseur Wolfgang Schaller im September 1999, warf dann aber schon 2001 wegen eines großen Lochs im Etat das Handtuch. Daraufhin half Reinhold Röttger bis 2004 in Würzburg als Interims-Intendant aus.  ferö                                                                                          

Bild (Röttger): (v.li.:) Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey, Kulturreferent Benedikt Stegmayer, Dr. Daniel Morgenroth und Oberbürgermeister Christian Schuchardt.