"Eugen Onegin" in Nürnberg

„Du kannst dir kaum vorstellen, wie begeistert ich von diesem Stoff bin. Ich bin so glücklich, mich von diesen ganzen ägyptischen Prinzessinnen, diesen Pharaonen, diesen Giftmorden und diesem ganzen Schwulst zu befreien (…). Dabei ist mir klar, dass es in dieser Oper wenige Bühneneffekte und wenig Handlung geben wird. Aber die Poesie des Ganzen, die Menschlichkeit und die Einfachheit des Stoffs, zusammengefasst in einer genialen Dichtung, gleichen diese Mängel ohne Mühe aus.“ Das schrieb Tschaikowsky 1877 an seinen Bruder. In der Tat finden sich wenige Handlungselemente in dieser Oper. Umso mehr erzählt die Musik von Gefühlen und inneren Kämpfen. Regisseur Armin Petra verdeutlicht die Unterschiede zwischen der literarischen Vorlage von Alexander Puschkin und dem Opernlibretto, indem er eine Schauspielerin als Puschkin das Geschehen begleiten, es antreiben oder bremsen und kommentieren lässt. Eine weitere Idee der Regie: Der Zeitsprung zwischen dem 2. Akt (Lenskys Tod) und dem 3. Akt (Wiedersehen von Tatjana und Onegin) wird auf 187 Jahre festgesetzt. Vom Anfang des 19. Jahrhunderts springen wir fast in die Gegenwart, in die 1990er Jahre – wohl, um zu erleben, dass der Stoff auch heute noch Gültigkeit hat. Das Presseecho ist groß, die Kritiker sind begeistert. „Herausragend in dieser Inszenierung sind die Personenregie und die Sängerleistungen“, schreiben die Nürnberger Nachrichten. Und: „Dass diese Aufführung zu einer Opernsternstunde für das Staatstheater wird, ist nicht nur der Regie und dem Ensemble zu verdanken, sondern auch Jan Croonenbroeck, der am Pult der Staatsphilharmonie für einen ungemein beweglichen, farbigen, den Raum einhüllenden Tschaikowsky-Sound sorgt.“ „Armins Petras inszeniert am Staatstheater Nürnberg Tschaikowskys 'Eugen Onegin' mit ungeheurer Subtilität“, findet die SZ. Und der Opernfreund berichtet vom „wie immer erstklassige(n) Chor des Staatstheaters“. Foto: Bettina Stoess

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