Bayreuther Festspiele: Simone Young hält nichts von Frauenquote

Von einer sogenannten Frauenquote hält die Simone Young, die dieses Jahr erstmals bei den Bayreuther Festspielen dirigiert, absolut nichts. Zwar sei sie froh, dass inzwischen mehr Frauen am Pult zu finden seien, aber: „Für mich sind Geschlecht und Herkunft nicht von Interesse. Man muss Möglichkeiten schaffen“. In einem Interview mit dem Nordbayerischen Kurier Ende Juli führte sie weiter aus: „Wenn ich höre, dass man für eine Stelle nur an einer Frau interessiert ist, dann ist das genauso unsinnig, wie die Zeiten, wo eine Frau für eine Position nicht infrage gekommen ist.“ 
Simone Young leitet als erste Dirigentin überhaupt das vierteilige Werk „Der Ring des Nibelungen“ in Bayreuth musikalisch. Trotzdem wehrt sie sich gegen bestimmte Zuschreibungen: „Es gibt immer noch eine falsche gedankliche Verbindung zwischen stark und männlich und zwischen sensibel und weiblich. Jeder Künstler muss beides in sich vereinen.“
Die Entwicklung sei ganz natürlich, denn seit den 1960er-Jahren seien immer mehr Frauen in die Orchester gekommen. „Manchmal bin ich sogar kritisiert worden, weil ich nicht genug für die Kolleginnen getan hätte. Ich gehöre zu der Generation, die die Tür aufgemacht hat. Wir sind durchgegangen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich jetzt die Tür für die anderen aufhalten muss.“
Mit Wagners „Ring“ fühle sich die 63-Jährige eng verbunden. Anfang der 1990er-Jahre habe sie zwei
Festspielsommer lang in Bayreuth den Barenboim-Ring als Assistentin betreut und auch mehrmals Proben selbst geleitet. Weiter bezeichnet die Australierin die Akustik des Festspielhauses als „speziell֧: „Es ist das einzige Opernhaus, das ich kenne, in dem die Sänger häufig dem Orchester voraus sind. Der Klang geht erst auf die Bühne und dann in den Saal.“