Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins fordert unzumutbare Bedingungen für Arbeitszeitregelung

Künstler*innen-Gewerkschaften sehen so keine Grundlage für Verhandlungen.

Berlin, 26. April 2023 - Nach intensiven und zunächst konstruktiv verlaufenen Tarifverhandlungen hat der Deutsche Bühnenverein als Arbeitgebervertretung in der letzten Runde am 25. April bereits erzielte Verhandlungsfortschritte wieder zurückgenommen.

Der Tarifvertrag „Normalvertrag Bühne“ (NV-Bühne) regelt für große Teile des künstlerischen Personals an deutschen Bühnen immer noch keine Begrenzung der Arbeitszeiten. Die Tarifparteien auf beiden Seiten hatten sich vorgenommen, diesen unhaltbaren Zustand zu beenden. Den Künstler*innen-Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO geht es in den laufenden Tarifverhandlungen unter anderem um Planbarkeit der Arbeitszeit und Schutz vor Überlastungen.

Seit Oktober 2022 hatten sich die Tarifparteien aufeinander zubewegt und gemeinsam an einem neuen Arbeitszeitmodell gearbeitet, das der Theaterpraxis gerecht werden sollte - ein Modell, das sowohl den Schutz der Beschäftigten vor Überbeanspruchung als auch die Flexibilität des künstlerischen Produktionsprozesses gewährleisten würde. 

In der letzten Verhandlungsrunde hat der Deutsche Bühnenverein die Arbeitnehmerseite jedoch überraschend mit neuen Bedingungen konfrontiert, u.a.

  • Tarifierung von 10 Stunden Arbeitszeit am Tag
  • Ermöglichung der wöchentlichen Arbeitszeit von bis zu 60 Stunden über mehrere Monate hinweg
  • Kein zeitnaher Ausgleich dieser Arbeitsbelastungen

Auf dieser Grundlage haben sich die Künstler*innen-Gewerkschaften gezwungen gesehen, die zweitägig angesetzten Verhandlungen zu unterbrechen.

Lisa Jopt, geschäftsführende Präsidentin GDBA

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für tausende von Mitgliedern, die unter Überlastung und fehlender Planbarkeit im Theateralltag leiden. Deswegen können wir solche absurden Vorstellungen nicht als ernsthafte Gesprächsgrundlage annehmen.“

Gerrit Wedel, Stellvertretender Geschäftsführer VdO

„Seit Jahren bewegt uns dieses Thema! Diese Rolle rückwärts des Deutschen Bühnenvereins kommt für uns Gewerkschaften völlig überraschend und bedeutet eine Verschlechterung gegenüber dem Status Quo – das kann nicht ernst gemeint sein. “

Bernhard F. Störkmann, Geschäftsführender Justiziar des BFFS

„Wir sind sehr enttäuscht über diesen Verhandlungsrückschritt, wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben und fordern den Deutschen Bühnenverein auf, mit konstruktiven Verhandlungsvorschlägen zu fairen Arbeitszeitregelungen die Gespräche fortzusetzen.“

Die Gewerkschaften werden sich nun darüber austauschen, in welchem Umfang sie durch geeignete Maßnahmen ihren Forderungen Nachdruck verleihen.