"Le nozze di Figaro" in Hannover

Regisseurin Lydia Steier nähert sich der berühmten Mozart-Oper vom Ende her. Die Paare, die sich nach dem turbulenten Bühnengeschehen schließlich gefunden haben, stehen vor dem Vorhang auf der Bühne. Dass es sich dabei nicht unbedingt um ein „happy end“ handelt, wird dem Zuschauer erst klar, nachdem er die ganze Oper gesehen hat. Die kluge Zofe Susanna ist die zentrale Figur in dieser Inszenierung, immer auf der Bühne, auch wenn sie nicht Teil des Spiels ist. Sie entwickelt im Lauf des Geschehens Gefühle für den Grafen, den sie doch eigentlich austricksen will. Figaro wirkt nicht unbedingt sympathisch. „Figaro ist hier Robespierre oder Lenin: jemand, der eine Revolution anstiften möchte, egal um welchen Preis. Er ist unglücklich in seinem System, aber auf narzisstische Art und Weise“, erklärt Steier im Programmheft-Interview. Und: „Er will das System verändert sehen, hat aber kein philosophisches Begehren, kein Ideal.“ „Die Regisseurin Lydia Steier versucht sich in der Staatsoper Hannover an einer opulenten, wilden und mutigen Version von Mozarts ‚Figaros Hochzeit‘ – und schafft damit fast einen großen Abend“, fasst die HAZ den Premierenbericht zusammen. Giulio Cilona, der musikalische Leiter des Abends, erklärt: „Die Art, wie Mozarts Opern im vergangenen Jahrhundert romantisiert und eher langsam und ausladend interpretiert wurden, weckt bei mir den Wunsch nach lebhafteren Tempi, nach einer größeren Vielfalt der Artikulationsweisen und einer extremeren, kontrastreicheren Dynamik – um dadurch eine neue Art der Unmittelbarkeit und Authentizität zu erreichen.“ „Triumph der Musik“ titelt die Cellesche Zeitung: „Die Staatsoper in Hannover präsentiert derzeit einen sehr hörenswerten ‚Figaro‘ in allerdings szenisch ärmlicher Qualität.“ Das Foto (Sandra Then) zeigt Richard Walshe als Figaro, Kiandra Howarth als Gräfin Almaviva und Sarah Brady als Susanna.

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