Paul Dessau und Bertolt Brecht kamen nach dem Zweiten Weltkrieg zurück aus ihrem Exil und siedelten sich im sozialistischen Osten Deutschlands an. Aus einem Hörspiel Brechts entstand die gemeinsame Oper, in der der Feldherr Lukullus nach seinem Tod in der hiesigen Welt zunächst pompös verabschiedet und geehrt, dann aber in der Unterwelt mit seinen grausamen Taten und geführten Kriegen konfrontiert wird. Am Schluss steht die kollektive Verdammung: „Ins Nichts mit ihm!“ An der Oper Stuttgart, die das fast vergessene Werk nun zur Aufführung brachte, wird der Feldherr immerhin in ein unbekanntes All geschickt – vielleicht hoffnungsvoller als das Nichts? In der frühen DDR stieß das Werk nicht auf Gegenliebe auf politischer Ebene, die Autoren mussten einiges ändern und waren dann mit der Oper äußerst erfolgreich, sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands. In Stuttgart inszenierte das Kollektiv „Hauen und Stechen“. Das klingt erst einmal nicht nach der politischen Idee (Abrechnung mit Krieg und Gewalt), die Dessau und Brecht wohl mit ihrer Geschichte verbanden. Aber es gelang, das sehr gemischte Publikum zeigte sich begeistert. „Der Dirigent Bernhard Kontarsky, Jahrgang 1937, kannte Dessau noch; nun dirigiert er dessen Musik wie ein Wunder aus Klangschönheit und Raffinesse“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Und der SWR berichtet: „Allein welche Musik: Mit bewunderungswürdiger Energie schlägt der 84-jährige Dirigent Bernhard Kontarsky erstaunliche Funken aus der so eigenwillig instrumentierten Musik Dessaus (…). Der Chor der Staatsoper und das Solistenensemble folgen dem Dirigenten bei diesem musikalischen Missionszug mit lukullischer Ergebenheit.“ Das Foto (Martin Sigmund) zeigt das Ensemble, den Staatsopernchor und Statisterie der Staatsoper Stuttgart.