"In der Strafkolonie" in Augsburg

2000 wurde Philip Glass‘ Kammeroper „In der Strafkolonie“ in Seattle uraufgeführt. Er vertonte die gleichnamige Erzählung von Franz Kafka aus dem Jahr 1919, die erschreckenderweise nicht an Aktualität verloren hat. Ein Besucher oder Forschungsreisender wird Zeuge einer öffentlichen Hinrichtung, bei der eine Tötungsmaschine zunächst die Vergehen des Delinquenten in dessen Haut einritzt, bevor sie ihn – Stunden später – tötet. Dieser Apparat ist das Zentrum des Geschehens auf der Bühne. Der Offizier, der die Maschine bedient, und der Reisende kommen ins Gespräch und diskutieren über Schuld, Folter und Gerechtigkeit. In Augsburg inszenierte Aileen Schneider die Oper, deren Realisierung coronabedingt später passierte als geplant. Ziemlich grell sind die beiden Hauptfiguren gekleidet und gestylt. Das Ambiente sei „zwischen Naturalismus und abstraktem Symbolismus angesiedelt“, schreibt die neue musikzeitung (nmz). „So recht wollten sich da ‚Horror‘, ‚Abscheu‘ oder ‚kalt-sezierendes Betrachten‘ nicht einstellen.“ Die Augsburger Allgemeine schreibt von dem „ungeheure(n) Spannungsfeld, das dem Werk innewohnt“, das offenbar das Publikum in seinen Sog zog. „Nicht zuletzt die Bühnenpräsenz beider Solisten wurde mit starkem und langem Premierenbeifall gewürdigt“, berichtet die Bayerische Staatszeitung. Das Foto (Jan-Pieter Fuhr) zeigt Roman Poboinvi als Forschungsreisenden, Wiard Witholt als Offizier.

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