"Die Bassariden" an der Komischen Oper Berlin

„Für mich heute mein wichtigstes Theaterwerk“ hat Hans Werner Henze diese seine Oper einmal genannt. Interessant und modern seien eben die Fragen: „Was ist Freiheit, was ist Unfreiheit? Was ist Repression, was ist Revolte, was ist Revolution?“ Es geht um den Kampf zwischen Trieb und Vernunft, zwischen ausufernder Ekstase und Kontrolle. Die Gegenspieler: Thebens junger König Pentheus, der die Vernunft walten lassen möchte, und der Gott Dionysus, der die Menschen verführt. Die beiden kommen sich immer wieder nahe – im Kampf gegeneinander. Selbst Pentheus‘ Mutter folgt dem Rausch der Verführung, am Schluss tötet sie den Sohn in einem Exzess, ohne zu wissen, wem sie da das Leben genommen hat. An der Komischen Oper inszenierte Barrie Kosky. Einen Teil des großen Orchesterapparats platziert er auf der Bühne und macht ihn so zum Mitspieler. „Koskys Personenführung ist brillant, und er besitzt ein sicheres Gespür für das sich unausweichlich zuspitzende dramatische Tempo dieser Oper“, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dass sich Kosky zur Beibehaltung des Satyrspiel-Intermezzos entschieden hat, obwohl Henze dieses später wieder herausstrich, wird von den Kritikern unterschiedlich bewertet. Von „Henzes so rauschhaft entfesselt wie schmerzlich aufbrüllender, schönheitsseliger und blutig klaffender Musik, deren Mahler-Orchester und gleichermaßen mächtiger Chor (verstärkt durch das Vocalconsort Berlin) die Hörer an den Höhepunkten zusammenknittert wie ein Blatt Papier in der Mülltonne“, berichtet die FAZ. Und die Morgenpost: „Die Leidtragenden sind die anderen, der erst taumelnde, dann entsetzte Chor, der hier – erweitert um das Vocalconsort Berlin – beeindruckend Klangfarben und emotionale Ausnahmezustände balanciert.“ Noch einmal die FAZ: „Vladimir Jurowski am Pult war es, der alles das in kühl-präziser, unbeirrbarer Leidenschaftlichkeit glänzend zusammenhielt.“ Das Fazit im Deutschlandfunk: „Ein insgesamt doch beeindruckender Abend, auf den das Publikum erst mit Stille und dann mit großem Jubel reagierte.“ Foto: Monika Rittershaus

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