"Oceane" an der Deutschen Oper Berlin

Lorelei, Melusine, Mélisande oder die kleine Meerjungfrau: Alle diese Frauenfiguren faszinierten insbesondere die Künstler des 19. Jahrhunderts, so auch Theodor Fontane. Sein Novellenfragment „Oceane von Parceval“ sei nur einer seiner „Versuche, in der Gestalt der Melusine die Mischung aus den Gefühlen von Bedrohung und Faszination zu fassen, der sich eine männlich dominierte bürgerliche Gesellschaft angesichts der Verbindung von Weiblichkeit mit archaischer, erotisch freizügiger Natürlichkeit gegenübersah“, so die Deutsche Oper Berlin, die soeben die Uraufführung der Oper „Oceane“ von Detlef Glanert präsentierte, immerhin bereits die elfte Oper des Komponisten. Regisseur Robert Carsen hat die Handlung in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg verlegt, in einen Ort am Meer, wo eine Gesellschaft, der es an Geld und Liebe mangelt, die Ankunft der Oceane erwartet, die Rettung in vielen Bereichen bringen soll. Aber sie bleibt der Gesellschaft fremd und verschwindet am Ende wieder im Meer. „Das ist neue Musik, die keinem wehtut, und die zugleich dicht, kunstvoll und mit sicherem Formgespür gearbeitet ist“, schreibt die Berline Morgenpost. „Unter der musikalischen Leitung von Donald Runnicles spielt Glanerts Komposition das aus, was eben nur die Oper kann, und nur sie ganz allein: Die Musik übersteigt das Bühnenspiel und nimmt Partei für das Ganze und für die Gerechtigkeit, auch wenn man es nicht sieht und vielleicht nicht einmal hört“, so die ZEIT. Die „Morgenpost“ bestätigt das: „Generalmusikdirektor Donald Runnicles dirigiert Glanerts Partitur mit großem Gespür für dessen jähe Farb- und Charakterwechsel.“ Das Foto (Bernd Uhlig) zeigt Doris Soffel als Madame Louise, Nikolai Schukoff als Martin von Dircksen, Maria Bengtsson als Oceane von Parceval, Albert Pesendorfer als Pastor Baltzer, Nicole Haslett als Kristina und Christoph Pohl als Dr. Albert Felgentreu.

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