Weniger als zehn Jahre liegen zwischen den Vertonungen des französischen Romans „Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut“ durch Jules Massenet und Giacomo Puccini. Heute ist die Puccini-Version die öfter gespielte; in Köln inszenierte Johannes Erath jetzt das etwas frühere Werk des Franzosen. Manon, die vor allem immer das und diejenigen liebt, die sie nicht haben kann, strandet am Schluss in den Armen des ihr ergebenen Des Grieux, den sie aber zwischendurch verschmähte, weil andere interessanter erschienen. „Sie ist mehr in die Idee des Verliebtseins verliebt, als dass sie ein Gegenüber liebt“, so Erath im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger. Die Idee der Oper sei, dass Geld die Menschen verderben kann, es sei also durchaus auch Sozialkritik im Spiel, so der Berichterstatter im WDR, der die Aufführung insgesamt als „zu brav“ einstuft: „Manon hätte ein bisschen Schärfe vertragen“, hören wir dort. Gespielt wird in der Ausweichspielstätte, im Staatenhaus; das Bühnenbild wurde dem breiten, aber nicht sehr hohen Raum geschickt angepasst. Die musikalische und sängerische Leistung wurde am Schluss vom Publikum gebührend gewürdigt. Das Foto (Bernd Uhlig) zeigt Insik Choi als De Brétigny, John Heuzenroeder als Guillot de Morfontaine und Zuzana Marková als Manon Lescaut.