"Faust" in Ulm

Es beginnt mit einer Formel des Physikers Werner Heisenberg, die am Theater Ulm zur Ouvertüre von Charles Gounods Oper „Faust“ aufleuchtet: deutliches Symbol für den Wissenschaftler Faust, der sich dementsprechend zunächst hinter einem Schreibtisch zeigt, auf dem allerdings nicht nur wissenschaftliche Schriften liegen. Mephisto wiederum erscheint als homosexueller Friseur, der Faust schließlich mit der Aussicht auf ewige Jugend vom Schreibtisch weglocken kann. Margarethe wiederum (eine zentrale Rolle bei Gounod, weshalb die Oper lange auch unter dem Titel „Margarethe“ lief) lebt in der Ulmer Inszenierung von Matthias Kaiser in einem ärmlichen Pariser Vorort, wo sie eine Art Schule betreibt. Sie endet in einer psychiatrischen Anstalt und – bekanntermaßen – im Wahnsinn. Kaiser setze, gemeinsam mit Bühnenbildner Dirk Immich auf Abwechslung, so die Schwäbische Zeitung, bzw. auf „Kontraste“, wie die Ulmer Zeitung berichtet. Der Regisseur „bleibt in den konventionellen Theatergrenzen, es geht ihm vielmehr ums Innenleben der Figuren, ihr psychologisch herausgearbeitetes Empfinden. Das ist ein seriöses Unterfangen“, so die Südwestpresse. Ein „fabelhaftes Solistenensemble“ hat der Kritiker der Schwäbischen Zeitung erlebt. Alle Rezensenten widmen sich außerdem den neuen Sitzen im Ulmer Theater, die ebenso wie der „Faust“ an diesem Abend ihre Premiere erlebten. So könne man auch eine Oper von dreieinhalb Stunden gut aushalten, lautet der Konsens der Berichtenden. Das Foto (Jochen Klenk) zeigt Young-Jun Ha als Wagner, Kwang-Keun Lee als Valentin sowie den Opernchor und Extrachor des Theaters Ulm.

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