"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in Mannheim

„Selten ist im Genre so lustvoll experimentiert worden.“ So beschreibt das Nationaltheater Kurt Weills Oper anlässlich der letzten Spielzeit-Premiere in Mannheim. Regisseur Markus Dietz spricht im Interview von der ungeheuren Aktualität des Stücks: „Die Aktualität einer Spaßgesellschaft, die sich selbst zugrunde richtet.“ Im Brechtschen Sinne zeigt Dietz Mahagonny von zwei Seiten: Eine sich drehende Wand mit großem (Mannheim)-M ermöglicht den Blick auf eine glänzende und eine weniger glänzende Kulissse. Gearbeitet wird viel mit Video-Projektionen: Brecht-Zitate aus der Oper ebenso wie Filme oder auch den roten, durch leichte Lippenbewegung „kommentierenden“ Kussmund. Der Kern des Stücks, so Dietz, sei eine Gesellschaft, die keine moralischen Werte mehr hat. „Es gibt nur noch einen Wert, und der ist das Geld.“ So laute auch die Schluss-Botschaft: „Wenn wir eine Spaßgesellschaft bleiben wollen, dann ist uns nicht zu helfen.“ Die Premiere in Mannheim wurde vom Publikum stürmisch bejubelt. Die Inszenierung konzentriere sich „auf eine sehr plakative, optisch opulente und bis zur Groteske reichende Darstellung voller Farbe und Ideen“, so der Mannheimer Morgen. Dietz inszeniere die Oper „als muntere und unterhaltsame Revue“, so die Frankfurter Rundschau, wobei die Musik „todernst“ bleibe. „Das hat (…) eine unbedarfte Seite, aber Schwung hat es auch, und wenn es an Schärfe fehlt, so doch nicht an Ironie.“ Das Foto (Hans Jörg Michel) zeigt Uwe Eikötter als Jack O’Brien sowie den Chor des Nationaltheaters Mannheim.

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