Von den zahlreichen literarischen Umsetzungen des Medea-Stoffes hat Komponist Aribert Reimann auf die Vorlage von Franz Grillparzer zurückgegriffen. 2010 wurde Reimanns Oper uraufgeführt, nun inszenierte Benedict Andrew an der Komischen Oper das Werk, das sich um eine Geflüchtete und Ausgestoßene dreht. Medea hat aus Liebe zu Jason mit ihm (und dem geraubten Goldenen Vlies) ihre Heimat verlassen; aber in Korinth, wohin die beiden geflüchtet sind, wendet sich auch Jason von ihr ab. In ihrer fürchterlichen Rache bringt sie die gemeinsamen Kinder, die in Berlin durch Puppen dargestellt werden, um. Hoch aktuell ist der Stoff rund um die Themen Flucht und Ausgrenzung. Die Berliner Zeitung schreibt dazu: „Die Parallelen zu unserem Umgang mit den Fremden sind geradezu aufdringlich. Soll man es dem Regisseur Benedict Andrews nun als Verdienst oder Versäumnis anrechnen, dass er sich für dergleichen gar nicht zu interessieren scheint?“ Im rbb hören wir: „Wenn sie klug inszeniert und dramatisch dirigiert ist, erbebt das Opernhaus in einer zweieinhalbstündigen nie nachlassenden Spannung. Dazu braucht es ein schlüssiges Konzept, ein starkes Bühnenbild, ein Reimann begreifendes Orchester und eine herausragend spielende Sopranistin mit adäquatem Ensemble. All dies ist der Komischen Oper gelungen.“ Nicole Chevalier, die Darstellerin der Medea, bekommt höchstes Lob. Als „Idealbesetzung“ bezeichnet sie die Morgenpost, die dann auch auf Medeas Gegenspielerin Keusa und deren Darstellerin eingeht: „Bei Chevalier und Anna Bernacka entwickelt sich ein vokales Feuerwerk, das schon Kreusas Feuertod in sich birgt.“ Steven Sloane dirigiere das Orchester der Komischen Oper kongenial, berichtet der rbb. Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Nicole Chevalier als Medea.