Wohl kaum ein Opernkomponist war zu seiner Zeit so gefeiert und wurde später so radikal von den Spielplänen verbannt wie Giacomo Meyerbeer. Erst in den letzten Jahren erlebt der französische Komponist der „grand opéra“ ein „revival“. Jetzt hat das Aalto Theater Essen erstmals „Le prophète“ auf die Bühne gebracht. „‘Le Prophète‘ ist eine Oper über die Verstrickungen von religiösem Fanatismus und säkularem Machtmissbrauch, von Privatsphäre und Staat“, schreibt das Theater auf seiner Webseite. Erzählt wird die Geschichte von Jean de Leyde, der sich, weil ihm die Heirat mit seiner geliebten Berte von der Obrigkeit versagt wird, religiös radikalisiert, der als „Prophet“ der Widertäufer an die Macht kommt und diese schließlich missbraucht. Die Inszenierung erlebt widersprüchliche Reaktionen. Das Publikum jedenfalls reagierte am Premierenabend zustimmend. Und die Ruhrnachrichten meinen: „Dem Regieteam gelingt in Essen geradezu eine Wiedergeburt der Grand opéra, wobei es zeigt, dass diese auf Prunk und Effekt setzende Operngattung auch ohne Massenaufzüge, spektakuläre Bühneneffekte und sogar mit nur zwei Tänzerinnen für die Balletteinlage funktioniert.“ Über die musikalische Leistung fällt das Urteil eindeutiger aus. „Musik und Musiker sind eindeutig der Star dieses Abends, der so hybrid daherkommt“, schreibt die WAZ. Der neue Merker lässt an der Regiearbeit kein gutes Haar, konstatiert aber, dass der Chor „vokal top von Jens Bingert vorbereitet“ wurde und schreibt außerdem: „Guiliano Carella (…) bringt mit den blendend aufgelegten Essener Philharmonikern die raffiniert gearbeitete Musik Meyerbeers dramatisch zum Glühen und entfaltet ihren Farbenreichtum.“ Das Foto (Matthias Jung) zeigt Marianne Cornetti als Fidès, den Kinderchor und Opernchor des Aalto-Theaters-Essen