Passend zur Hafenstadt hat Regisseur Calixto Bieito einen großen gelben Kran auf die Bühne gestellt. Allerdings stammt die Inszenierung eigentlich aus Basel und wurde in Hamburg übernommen. Für die Regie-Arbeit gab es einige Buh-Rufe, zu unrecht, wie die Kritiker meinen. Und Bieito selbst hatte zuvor gesagt, wer der Wirklichkeit entfliehen wolle, solle sich doch Rossinis „Le Cenerentola“ anschauen. „Boito und Verdi erzählen die Geschichte eines in den Zustand der Ausweglosigkeit Vertriebenen“, schreibt die Hamburgische Staatsoper zur Einführung. Im NDR hören wir: „Der spanische Regisseur Bieito zeigt ein Stück über Gewalt, Traumatisierung, Egoismus, Kaltherzigkeit.“ Und das Hamburger Abendblatt attestiert dem katalanischen Regisseur, er habe „lieber den dezenteren und letztlich klügeren Weg“ gewählt: „Weg von der Methode ‚Hau rein, ist Oper‘, hin zum klaustrophobischen, beängstigenden Kammerspiel, das mit dosierten Psychose-Andeutungen tiefer geht als mit aufgeschminkten Platzwunden, aus denen nur dekorativ das Theaterblut sprudelt“. Dem Chor kommt in Verdis Oper eine wichtige Rolle zu – und Bieito hole den Chor aus seiner Statistenrolle, so der NDR: „Bevor überhaupt der erste Ton erklingt, zeigt er den Chor als unterdrücktes, gefesseltes, geschundenes Volk, das hinter Stacheldraht ächzt und stöhnt und um Hilfe fleht.“ Für alle Beteiligten am musikalischen Geschehen gab es einhelligen und intensiven Beifall. Das Foto (Hans Jörg Michel) zeigt Claudio Sgura als Jago, Peter Galliard als Rodrigo, Chor der Hamburgischen Staatsoper und Komparserie.