Wilhelm Tell als Maler? Ja, auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper, wo Rossinis letzte Oper und erste und einzige „grand-opéra“ jetzt Premiere hatte. Tell zeigt sich vor einem riesigen Bild des Malers Ferdinand Hodler, betitelt „Die Einmütigkeit“, das er derzeit restauriert. Symbol wohl für den Wunsch nach „Restauration“ der alten politischen Verhältnisse in der Schweiz. Der Rütli-Schwur findet zeitgleich mit dem Ende der Restaurierungsarbeiten statt. Aber, so die Staatsoper in ihrer Programmankündigung: „Die Restauration frisst ihre Kinder.“ Tells Fundamentalismus sei zum Scheitern verurteilt. Das meinen wohl auch viele Zuschauer von der Inszenierung des Schweizers Roger Vontobel. „Es ist ein Plädoyer für die Macht der Bilder und den Triumph der Kunst über Tyrannei. Man kann das so machen“, so hören wir im NDR. Andere Kommentare über die Regie-Arbeit fallen kritischer aus. Die Welt meint, Vontobel sei „mit dem komplexen, auf politisch gebürsteten ‚Guillaume Tell‘ (…) politisch übers Ziel hinaus“ geschossen. Viel Lob aber gibt es für die Sänger des Abends. Und auch die Leistung des Chores findet Zustimmung. „Der Spaß am Stück, das überstraff gekürzt worden war, kam eher aus den großen Chorszenen, effektsicher von Chordirektor Eberhard Friedrich ins schummrige Einheits-Tableau sortiert“, schreibt das Hamburger Abendblatt. Und: „Beifall gab es vor allem für die Sänger und den von Eberhard Friedrich hochmotivierten Staatsopern-Chor“, lesen wir auf shz.de. Das Foto (Brinkhoff/Mögenburg) zeigt Sergei Leiferkus als Tell, Chor und Extrachor der Hamburgischen Staatsoper und die Statisterie.