"Faust (Margarete)" in Mainz

In Goethes „Faust“ geht es der Hauptfigur vor allem um das Streben nach dem Wissen, auch nach Sinn und ewiger Jugend. Charles Gounod hat den Stoff für seine Oper aufgegriffen, legte den Schwerpunkt von Fausts Streben aber auf die Erotik und auf die Liebe. Die Geschichte verläuft in beiden Fällen sehr ähnlich. Nach gegenseitigen Liebesschwüren wendet sich Faust von Marguerite ab, sie wird zur Kindsmörderin – und Mephisto triumphiert. Oder auch nicht, denn seinem Ausruf „Gerichtet“ nach dem Tod Marguerites antwortet ein himmlischer Chor: „Gerettet.“ Am Mainzer Staatstheater hat man sich für eine lange Version entschieden. Regisseurin Elisabeth Stöppler suche nach „den Mechanismen von Manipulation, Verführung und Schuld“, heißt es auf der Webseite des Theaters. Sie dichtet der Hauptfigur eine Ehefrau an – und die Frankfurter Rundschau sieht bereits im Vorspiel „Szenen einer Ehe mit Frustrationen und Zumutungen schlafzimmerlicher Provenienz auf beiden Seiten“. Über die musikalische Umsetzung heißt es dort: „Im Orchestergraben setzt der musikalische Leiter des Abends, Clemens Schuldt, auf schlanken Ton und eine verhaltene, eher mattierte und herbe denn Glanzlicht versprühende Präsenz des Gounod-Klangs… Das Philharmonische Staatsorchester spielt in höchster Geschmeidigkeit und luzide.“ Was die Solostimmen anbelange, so sei dieser „Faust“ ein Leckerbissen, lesen wir weiter. Das Fazit: „Eine Meisterleistung.“ Das Foto (Andreas Etter) zeigt Georg-Lickleder als Wagner und den Chor.

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