15.02.2011 | Benjamin Brittens Frühwerk aus dem Jahr 1946 beschäftigt sich - kurz nach Ende des 2. Weltkriegs - mit Tugend und Treue, aber auch mit Gewalt und Zerstörung. Die schöne Lucretia sieht nur einen Ausweg, nachdem sie vergewaltigt wurde: die Selbsttötung, um der Schande zu entgehen. Die Schönheit führt hier direkt zu ihrer eigenen Zerstörung. Britten hatte den Vernichtungstrieb und seine Folgen bei einem Konzert im befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen erlebt. Seine Lucretia lässt sich als Antwortversuch auf die Frage verstehen, ob man angesichts dieses Geschehens noch Schönes schaffen dürfe: die Kunst als Ausweg für die Schönheit in Anbetracht ihrer Vernichtung. Die Tragödie wird durch den Einsatz des Chores aus zeitgenössischer Sicht erzählt und kommentiert. Der Komponist bezeichnete "The Rape of Lucretia" als seine Lieblingsoper. In der Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg in Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper wurde sie unter der musikalischen Leitung von Rebecca Hicks und in einer Inszenierung von Tine Topsøe realisiert.