16.01.2012 | Bereits 24 mal wurde Aribert Reimanns "Lear" inszeniert und aufgeführt. Für ein Musiktheater-Werk aus dem Bereich der Neuen Musik ist das schon eine kleine Sensation. Bei der Hamburger Premiere, inszeniert von Karoline Gruber, war der Komponist selbst anwesend und zeigte sich begeistert. Eine "phantastische Aufführung" attestierte er der Regisseurin ebenso wie der Dirigentin Simone Young. Vor allem aber Bo Skovhus in der Titelrolle hatte es ihm angetan. Ebenso wie dem Kritiker des Bayerischen Rundfunks: "Bo Skovhus beherrscht alles, was diese enorm anspruchsvolle Partie erfordert: große Wandlungsfähigkeit vom brachialen Wutausbruch bis hin zum Selbstmitleid und zur einfühlsamen Trauer", urteilt er. Zwar verließen etliche Zuschauer, vielleicht überfordert von den überwältigenden Klängen, in der Pause das Opernhaus. Doch zu Unrecht, meinen die Kritiker: "Wer erleben möchte, wie weit sich zeitgenössische Musik der elementaren Wucht eines Shakespeare-Dramas anverwandeln kann (…), der muss in diese Aufführung gehen", schreibt die Hamburger Abendzeitung. Das berühmte Bühnenwerk Shakespeares, das der Avantgarde-Komponist Reimann 1978 auf die Bühne des Musiktheaters brachte, kann in Hamburg eindeutig als Erfolg verbucht werden. Selbst die musikalische Leiterin, in der Regel in Hamburg eher vom Publikum geschmäht, durfte begeisterten Beifall entgegen nehmen. Das Foto (Brinkhoff/Mögenburg) zeigt Andrew Watts als Edgar.