23.04.2012 | An der Neu-Inszenierung des "Lohengrin" an der Deutschen Oper Berlin scheiden sich die Geister des Publikums wie der Presse. Begeisterten Applaus ebenso wie Buhrufe gab es nach der Premiere für die Interpretation des dänischen Regisseurs Kaspar Holten. "Man hört förmlich, wie Götz Friedrich sich stöhnend in seinem Grab umdreht", lautet das vernichtende Urteil im Berliner "Tagesspiegel". Der Rezensenten-Kollege der Berliner Zeitung ist anderer Meinung: "Holtens Inszenierung wagt nichts weniger als die Umwertung des Helden. Das tut er so überlegt, dass der ‚Lohengrin‘ in seiner politischen Komplexität durchsichtig wird", heißt es dort. Als "ziemlich halbgar" wird die Inszenierung in der "Welt" eingestuft, im Deutschlandradio wiederum als "wohl wichtigste Wagner-Inszenierung der letzten Jahre". Als Kriegsoper, in der es vor allem um die Macht geht, hat Holten die Wagner-Oper inszeniert. Am Anfang steht ein Feld voller Leichen, in dem Frauen nach ihren Lieben suchen. Lohengrin wird als charismatische Führerfigur dargestellt, der zu herrschen, aber auch zu manipulieren weiß. Charismatisch ist auch sein Darsteller, der kurzfristig eingesprungene Klaus Florian Vogt, eine Idealbesetzung für die Rolle. Für den Chor finden die Rezensenten nur lobende Worte: Vom "von William Spaulding einmal mehr grandios einstudierten hammerwuchtigen Chor" ist die Rede ("Märkische Allgemeine"), von den "stimmstarken Chören" (SZ), von der "berückend konzentrierten Leistung" des Chores ("Tagesspiegel"). Über die Qualität der Kollektive schreibt die "Berliner Morgenpost": "Donald Runnicles versteht das Orchester zu begeistern. Es spielt ausdruckssatt und temperamentvoll, und mit gleichen Kräften wirft sich auch der Chor ins Zeug. Die Aufführung klingt nach Größe." Foto: Marcus Lieberenz