02.12.2012 | Als "pubertäre Oper" wird Mozarts "La finta gardiniera" gerne bezeichnet: Spätpubertär allenfalls, denn Mozart schrieb sie im Alter von 18 Jahren. Die Handlung "kann man nicht als kompliziert bezeichnen, sie ist einfach blöde", sagt Regisseur Hans Neuenfels im Interview mit der Berliner Morgenpost. Er hat in Text und Handlung stark bearbeitend eingegriffen, hat Arien wie Textstellen gekürzt und zusätzliche Figuren erfunden. Insgesamt ist aus einem fünfeinhalbstündigen Werk eine Oper von etwas mehr als drei Stunden geworden - was dem Genuss sicher gut tut. Trotzdem muss der "Skandalregisseur" Buh-Rufe wie Applaus über sich ergehen lassen, wenn sich am Ende der Vorhang schließt. "Hans Neuenfels weiß aus den hinreißenden Arien kleine Operndramen zu formen... Seine erste Inszenierung an der Staatsoper - vital und präzise geblieben als der große Inszenator der Liebe, ein Realist und Fatalist der erotischen Menschen- und Welterklärung", schreibt die SZ. "Die Fantasie von Neuenfels, sein Drang, Bilder für Unbeschreibliches zu finden, eindeutige oder symbolhafte (…) waren und sind bewundernswert", ist im Deutschlandradio zu hören. nmz online urteilt über die musikalische Leistung: "Im trefflich aufeinander abgestimmten, intensiv geprobten Ensemble-Spiel bleiben die Sängerdarsteller hinter den großartigen Leistungen von Elisabeth Trissenaar als alternder Contessa und Markus Boysen als ihrem (…) Gatten, nicht zurück." Das Foto (Ruth Walz) zeigt Annette Dasch als Marchesa Violante und Joel Prieto als Belfiore.