20.01.2013 | Erschreckend aktuell erscheint Sergej Prokofjews Oper "Der Spieler" nach dem gleichnamigen Roman von Dostojewski. Gezockt wird hier im Übermaß - und dort, wo es nur noch ums Geld geht, werden die Beteiligten in den Ruin getrieben. Erzählt wird von verschuldeten Menschen in einer Casino-Welt, die, um ihrer Geldnot abzuhelfen, auf den Tod der reichen Babushka und damit ein ergiebiges Erbe hoffen. Diese wiederum tut den Lauernden den Gefallen nicht, sie verspielt - anstatt zu sterben - ihr ganzes Vermögen. Keine geringere als Anja Silja hat die Rolle der reichen Alten übernommen und spielt diese mit großer Überzeugung. Vermutet werden kann, dass mit dem fiktiven Ort "Roulettenburg" die Stadt Wiesbaden gemeint war, wo der leidenschaftliche Glücksspieler Dostojewski hohe Beträge verspielte. Somit würde die Geschichte mit der Frankfurter Erstaufführung quasi an den Ort ihrer Entstehung zurückkehren. "Roulettenburg ist überall", schreibt allerdings die FAZ. "‘Die Silja‘ und Dirigent Sebastian Weigles mal flüssig-flinker Parlando-Ton, die kantigen Klang-Umbrüche, die schrillen Exaltationen all dieser Geld-Hysteriker (…), auch die niederschmetternden Orchesterschläge des Scheiterns verdienten allen Beifall", meint "Oper&Tanz". "Nie hart oder massig im Klang, bringt das wunderbar präzise Orchester das Lakonische und Perkussive dennoch mitreißend zur Geltung", ist in der FAZ zu lesen. Dort wird auch die Entscheidung des Regisseurs Harry Kupfer gelobt, die "Realismusfalle" zu vermeiden. Kupfers Inszenierung sei "zeitlos und aktuell" ist im Deutschlandradio Kultur zu hören: Ein "glücklicher Auftritt" in der Frankfurter Oper. Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Frank van Aken als Alexej und Barbara Zechmeister als Polina.