Reichlich drastisch geht es in der Neu-Inszenierung von Hector Berlioz‘ Mammutwerk „Les Troyens“ an der Dresdner Semperoper zu. Die Chor-Frauen müssen sich als Trojanerinnen einem Massen-Selbstmord hingeben, auf offener Bühne findet außerdem eine Vergewaltigung statt. Das gefällt nicht allen im Publikum, so dass Regisseurin Lydia Steier am Ende der Premiere auch eine Reihe von Buh-Rufen hinnehmen muss. „Berlioz erzählt in seiner betörend farbenreichen und klanggewaltigen Grand opéra aus dem Geist der französischen Romantik ein großes Epos von Krieg und Frieden“, schreibt die Staatsoper in der Ankündigung. Tatsächlich geht es gleich um zwei Kriege – und um zwei starke Frauen: Kassandra in Troja und Didon in Karthago. Vor allem aber geht es um das Volk, das von nicht weniger als 120 Chorsängerinnen und -sängern dargestellt wird. Und diese leisten in Dresden ganze Arbeit. Im Jahr seines 200-Jahre-Chorjubiläums darf sich der Chor der Semperoper denn auch über viel Beifall im Publikum und in den Medien freuen. "Der Staatsopernchor (...) hat bei Berlioz eine große Aufgabe, die die Chöre gemeinsam in immer wieder beeindruckender Qualität meistern", so die Sächsische Zeitung. „Jörn Hinnerk Andresen präpariert die Staatsopernchor-Völker (…) stimmgewaltig auffahrend, aber auch den jeweiligen Duktus der Szene genau treffend“, lesen wir auf der Webseite „Mehrlicht“. Und: „Szenisch spielt der Chor die Hauptrolle und brilliert auch hier.“ „Musik in Dresden“ berichtet von einem „offensichtlich bereitwilligen und von Jörn Hinnerk Andresen bestens vorbereiteten Chor“. Und die neue musikzeitung schreibt: „Der Dresdner Staatsopernchor (…) wurde zum Star des Abends.“ „Der Chor macht das fantastisch“, findet auch der Musikchef des Abends, John Fiore, im Interview. Das Foto (Forster) zeigt den Staatsopernchor.